Sandra Bubendorfer-Licht

Mit der Überdruck-Sauerstoff-Therapie Leben retten

Die Druckkammer als Herzstück der Sauerstoff-Therapie an der BG Unfallklinik Murnau (v.l.) FDP-Kreisvorsitzende Maria Ackermann, die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht, Prof. Dr. Steffen Wirth, Chefarzt Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin und HBO-Oberarzt Dr. Holger Schöppenthau. (Foto: Josef König/honorarfrei)

FDP-Innenpolitikerin Sandra Bubendorfer besuchte Spezialabteilung der berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau.

MURNAU (24.06.21) – Wenn sich Menschen mit Rauchgas vergiften, kann die Hyperbare Sauerstofftherapie lebensrettend sein. Die FDP-Innenpolitikerin Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing), Sprecherin der Fraktion für Katastrophenschutz und Bevölkerungshilfe, hat sich mit einer liberalen Delegation in der Druckkammer der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Murnau über die Therapie informiert. Chefarzt Prof. Dr. Steffen Wirth und HBO-Oberarzt Dr. Holger Schöppenthau stellten die Hyperbare Oxygenation (HBO) vor, in der Patienten hundertprozentigen, medizinisch reinen Sauerstoff unter einem erhöhten Umgebungsdruck für einen definierten Zeitraum einatmen.

Seit Juli 2020 verantwortet Chefarzt Prof. Wirth die Geschicke der mitarbeiterstarken Abteilung für Anästhesie, Intensiv- und Schmerzmedizin. Mehr als 75 Ärztinnen und Ärzte zählen zu seiner Abteilung, die Murnauer Druckkammer ist ein Teilbereich davon. Laut HBO-Oberarzt Dr. Holger Schöppenthau hat die Klinik wegen der vielen Seen in der Umgebung häufig mit Unfällen von Wassersportlern zu. Die verunglückten Taucher werden in der  Murnauer Druckkammer behandelt.

Nach Angabe des Oberarztes wird in der Kammer ein ähnlicher Druck aufgebaut, wie er in etwa 14 bis 20 Meter Wassertiefe herrscht. Unter diesen Bedingungen atmen die Patienten für eine bestimmte Zeit reinen Sauerstoff ein, wodurch sich die gelöste Sauerstoffmenge im Blut  enorm erhöht. „Auch diverse andere Krankheitsbilder können wir durch die Hyperbare Oxygenation sehr gut behandeln wie z.B.

Kohlenmonoxid-Vergiftungen, schwere Knochen-Weichteil-Verletzungen oder -Infektionen, Problemwunden wie das diabetische Fußsyndrom oder Bestrahlungsschäden“, so Schöppenthau.

Das Betreiben der Druckkammern rund um die Uhr an 7 Tagen in der Woche ist in diesem Umfang einzigartig im Süddeutschen Raum, weshalb die Therapie laut Chefarzt Prof. Dr. Steffen Wirth auch ein Grund für viele Patientenverlegungen ist.  Deutschlandweit gibt es derzeit nur 26 Druckkammerzentren, von denen aber lediglich 7 eine so schnelle Erreichbarkeit rund um die Uhr inklusive intensivmedizinischer Versorgung in der Druckkammer sicherstellen können, so dass Murnau mit zwei Druckkammern eine wichtige Rolle im süddeutschen und österreichischen Raum einnimmt. In der großen 60 Tonnen schweren Druckkammer können bis zu acht Personen sitzen oder zwei im Bett liegende Patienten zusammen mit zwei sitzenden Patienten therapiert werden.

Post-Covid-19

Laut Prof. Wirth werden Patienten mit schwerem Corona-Krankheitsverlauf als letzte Behandlungsoption auf der 42 Betten zählenden Intensivstation in der BGU Murnau mit einer Herz-Lungen-Maschine im ECMO-Verfahren behandelt. Dabei werde das Blut außerhalb des Körpers mit Sauerstoff angereichert und von Kohlendioxid gereinigt. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht sprach in der Diskussion die Frage an, die im Innenausschuss des Deutschen Bundestages bereits eine große Rolle spielt: „Wie kann genau nachgewiesen werden, dass sich der Angestellte im Dienst angesteckt hat?“ Demnach müssen die verschiedenen Berufsgruppen genau nachweisen können, dass sie sich während der Dienstzeit mit dem Virus angesteckt haben.

Prof. Dr. Steffen Wirth schätzt die Zahl der anerkannten Berufserkrankungen in Folge einer Covid-19 Infektion bis zum heutigen Tag bundesweit auf etwa 4.000 Menschen. „Post-Covid wird uns über Jahrzehnte mit enormen Auswirkungen verfolgen“, betont der Chefarzt.

Ein Post-Covid-Programm sei deshalb seit Anfang des Jahres in den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken etabliert worden. Es richte sich an alle Unfallversicherungsträger, die Versicherte mit Langzeitfolgen zur weiteren Diagnostik- und Therapieplanung in Murnau vorstellen wollen.

Gemeinsam mit den Betroffenen werde in einer interdisziplinären Sprechstunde ermittelt, ob sie am stationären Post-Covid-Programm teilnehmen oder ein anderes Reha-Verfahren wahrnehmen können.

Auch hier könnte die Behandlung in der Druckkammer eine Rolle spielen, dies soll zukünftig wissenschaftlich auch in der BGU Murnau untersucht

werden: Das Post-Covid-19-Rehabilitatiosprogramm mit hyperbarer Sauerstofftherapie könnte für Patienten geeignet sein, die während der Infektion an Atemwegserkrankungen, Funktionsstörungen der inneren Organe und des Nervensystems gelitten haben, so der Chefarzt.

„Als Mitglied des Klinikkonzerns der BG Kliniken ist die BG Unfallklinik Murnau im süddeutschem Raum von herausragender Bedeutung für die Akutversorgung schwerstverletzter Patienten mit sogenannten Polytraumen und ist in das Verfahren der gesetzlichen Unfallversicherung eingebunden“, erklärt Christian Schroth, der kaufmännische Direktor der Klinik.

Als eines der größten Traumazentren der Maximalversorgung in Deutschland genießt die BG Unfallklinik Murnau überregionale und internationale Top-Reputation und ist mit rund 2.200 Mitarbeitern der größte Arbeitgeber im Landkreis und der Umgebung. In Murnau werden Patienten von der Erstversorgung am Unfallort bis zur erfolgreichen sozialen und beruflichen Wiedereingliederung aus einer Hand versorgt. Gemäß dem Grundsatz der gesetzlichen Unfallversicherung „mit allen geeigneten Mitteln“ finden Patienten hier eine ganzheitliche medizinische Versorgung auf höchstem Niveau. In einem ganzheitlichen Therapieansatz arbeiten die chirurgischen Fachabteilungen gemeinsam mit hochspezialisierten medizinischen Abteilungen, Therapeuten und Pflegepersonal fachübergreifend, interprofessionell und interdisziplinär zusammen. Dabei wird von Anfang an Wert auf die integrierte Rehabilitation gelegt. Schwerpunkt und Ziel der Behandlungen ist die Therapie aller Unfallfolgen und die erfolgreiche Wiedereingliederung ins berufliche und soziale Umfeld. So verweilen Patienten in Murnau durchschnittlich mit 13,5 Tagen deutlich länger als in anderen Kliniken.

Die Unfallklinik der Berufsgenossenschaft setzt jährlich rund 183 Millionen Euro um.

Unfallklinik Murnau
Unfall-Klinik mit guter Aussicht (v.l.): Hedi Michels, FDP-Kreisvorsitzende Maria Ackermann, Kaufmännischer Direktor Christian Schroth, Chefarzt Dr. Steffen Wirth, Eva Haas, FDP-Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht und HBO-Oberarzt Dr. Holger Schöppenthau. (Foto: Josef König/honorarfrei).