Sandra Bubendorfer-Licht

Sandra Bubendorfer-Licht trifft Charlotte Knobloch/Appell: Politik soll zu Antisemitismus nicht schweigen

Sandra Bubendorfer-Licht, die religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion traf Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

MÜNCHEN (16.08.22) – Die religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, Sandra Bubendorfer-Licht (Ampfing), hat sich mit Dr. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, zum Gedankenaustausch getroffen. „Politiker aller demokratischen Parteien müssen aufstehen, wenn Menschen wegen ihres Glaubens und ihrer religiösen Anschauungen beleidigt werden“, appellierte die ehemalige Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland.

 

Es liege ihr am Herzen, so Knobloch, dass sich Politiker für die Normalität im Zusammenleben der Glaubensgemeinschaften einsetzen. Nach den Entwicklungen der letzten Jahre glaube sie allerdings nicht mehr daran, dass sie persönlich noch eine Normalität für die jüdische Bevölkerung erleben werde.

 

Es sei erfreulich, so Charlotte Knobloch, dass die FDP wieder das Gespräch mit der jüdischen Gemeinde sucht. Sie erinnere sich noch an die Zeiten mit dem FDP-Bundesaußenminister Hans-Dietrich Genscher (1927 – 2016), der viel für die Verständigung zwischen Ost und West getan habe. Auf diesem Erbe könne und müsse aufgebaut werden, so Knobloch.

 

Die religionspolitische Fachsprecherin der FDP-Bundestagsfraktion unterstützt den Wunsch, dass sich die breite demokratische Basis schon gegen den geringsten aufkeimenden Antisemitismus wehrt. Sie engagiere sich etwa bei „Mühldorf ist bunt“, einem Netzwerk für Demokratie und Toleranz, und habe als Schirmherrin eine „Internationalen Woche gegen Rassismus“ unterstützt, sagt die 52-jährige Katholikin aus dem Wahlkreis Altötting-Mühldorf.

Der liberale Verfassungsstaat funktioniert nach Ansicht der FDP-Bundestagsabgeordneten am besten in Zusammenarbeit mit den Religionsgemeinschaften. Die freiheitlich-demokratische Werteordnung des Grundgesetzes sei ein Identifikationsangebot für alle Bürger – ganz gleich ob oder welcher religiösen oder weltanschaulichen Überzeugung sie anhängen. Kern dieser Werteordnung für die Bürgerinnen und Bürger seien die Grundrechte des Grundgesetzes. “Religion und Weltanschauungen können helfen, eine für den Einzelnen stimmige und sinnvolle Einordnung ins Weltganze zu finden“, so Sandra Bubendorfer-Licht.

Die jüdischen Gemeinden der Bundesrepublik hatten nach 1945 zunächst eine gewisse Distanz gesucht. „Wir wollen nur unsere Ruhe haben“, sei lange das Credo gewesen, wie Charlotte Knobloch berichtete. Nach dem Nationalsozialismus hätten sich Überlebende des Holocausts gefragt, ob sie im „Land der Mörder“ bleiben sollten. Jüdische Gemeinden seien nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem gegründet worden, um das jüdische Leben wieder abzuwickeln, nachdem Menschen das Land verlassen hätten bzw. dies noch tun wollten. Nach der Befreiung hätten sich zur Wiedergründung der Kultusgemeinde in München nur noch 60 Personen zusammengefunden.

Blühende Gemeinde

Mit den Zuzügen der Kontingent-Flüchtlinge aus der ehemaligen Sowjetunion Anfang der 1990er Jahre habe sich die Münchner Kultusgemeinde mit rund 9.500 Mitgliedern zur größten Gemeinde Deutschlands entwickelt. Die IKG ist laut Geschäftsführer Steven Guttmann insbesondere im Bereich der Erziehung „sehr aktiv“: Neben Kinderkrippe, zwei Kindergärten und einer Grundschule, habe zum Schuljahr 2016/2017 ein jüdisches Gymnasium den Schulbetrieb aufgenommen. Bewusst sei der Lehrbetrieb in allen Bildungseinrichtungen nicht auf jüdische Kinder beschränkt: „Die Kinder lernen bei einer gemeinsamen Erziehung, sich besser zu verstehen.“ 30-50 Prozent der Kinder seien nicht-jüdisch. Das jüdische Profil bleibe dabei klar erkennbar. Christen oder anders Bekennende lernten die jüdischen Feste im Schulalltag kennen.

Sandra Bubendorfer-Licht erinnerte an ihre erste Rede vor dem Deutschen Bundestag am 30. Januar 2021. Dort hatte sich für die erweiterten rechtlichen Möglichkeiten zur Einbürgerung von Verfolgten des Nazi-Regimes und Kindern deutscher Mütter eingesetzt. Damit sei ein gesetzlicher Anspruch auf staatsangehörigkeitsrechtliche „Wiedergutmachen“ erreicht worden. Innerhalb eines Jahres seien rund 1.000 Menschen eingebürgert worden, so die FDP-Innenexpertin.

ner FDP-Delegation über den „Gang der Erinnerung“ mit den Namen der von den Nationalsozialisten ermordeten Münchner Juden zur Synagoge. „Bayerische Geschichte ist auch immer auch jüdische Geschichte gewesen und ist es wieder“, erinnerte Presser. Die bayerische Metropole sei heute wieder Heimat für ein umfangreiches jüdisches Leben, in dessen Mitte die Kultusgemeinde stehe. Der St.-Jakobs-Platz mit seinem Jüdischen Zentrum (Synagoge, Gemeindezentrum und das städtische Jüdische Museum) sei ein sichtbarer Ausdruck dieser Präsenz, aber auch ein Versprechen für die Zukunft, so Presser.

  

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Dr. h.c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, und die bayerische Bundestagsabgeordnete Sandra Bubendorfer-Licht, religionspolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, haben sich zum Gedankenaustausch getroffen.